Es war der Abend des 18.11.2017, als sich eine schier unendliche erscheinende Warteschlange vor dem Zenith München erstreckte. Die Fans, bunt gemischt von Jung bis jung geblieben, wollten ihn sehen. Ihn, der so vieles ist. Einzigartig, polarisierend und ebenso faszinierend wie spooky.
Amazonica
Den Abend eröffnete Amazonica. Die DJane legte pünktlich um 20:00 Uhr los und brachte die Turntables zum glühen. Das Repertoire von Amazonica war ein wildes Gehüpfe zwischen allen Genres. Wahrscheinlich um wirklich jeden im Publikum anzusprechen. Neben Hip Hop und Techno fand man auch eine recht dreiste Verwurstung von Metal. Einen klaren eigenen Stil konnten zumindest wir bei Amazonica nicht feststellen. Dafür aber den Anschnitt einiger bekannter Songs, die zumindest von ein paar wenigen im Publikum mitgesungen wurde. Das am Anfang leicht begeisterte Publikum erschien nach 20 Minuten Mischpultdarbietung allerdings doch etwas gelangweilt.
Es folgte eine fast 45-minütige Umbaupause. Der einzige Unterschied zwischen der dabei laufenden Musik und der vorangegangenen Djane war lediglich die Lautstärke und die Länge der Songs.
Marilyn Manson
21:09 Uhr, die Pausen-Musik wurde lauter. Der Bühnenvorhang war geschlossen und die Bühne dunkel. Doch zumindest von der Seite sah man die Musiker ihre Plätze einnehmen. Das Zirpen von Grillen ertönt. Das Publikum jubelte. Aber wo blieb Marilyn Manson?
21:14 Uhr. Es ertönte ein lautes Yeah von der Bühne, gefolgt von etwas klassischer Musik. Und das Publikum wartete fast völlig still auf das, was folgen sollte. Darauf, dass der Vorhang sich hebt. Doch er hob sich nicht. Er fiel! Und das mit einem lauten „München“-Ruf Mansons.
Marilyn Manson, auch mit seinen 48 Jahren eine wahrlich faszinierende Erscheinung. Auf einem schwarzen Thron sitzend legt er los. Und wie! Ein Thron? Genau! Schwarz und spitz, wie von Dracula selbst kreiert. Darauf sitzend performte Marilyn Manson die ersten Songs. Er drehte sich damit auf der Bühne umher, als hätte er nie etwas anders getan. Kein Problem, dank eines kleinen Joysticks an der Armlehne.
Der Thron, drohend und gruselig wie Marilyn Manson selbst. Und doch war das Konstrukt weniger Bühnenelement, als Notwendigkeit. Schließlich performte Manson aufgrund seines im September geschehenen Bühnenunfalls mit Gipsbein und Schiene.
Ob lang geplantes Showelement oder kurzfristig hinzugefügt aufgrund Mansons Gipsbein mit Schiene: immer wieder betraten „Ärze“ mit grünen OP-Kitteln und Mundschutz die Stage. Sie stützten den Sänger und halfen ihm beim Aufstehen und Umkleiden. Und sein Outfit wechselte der dunkle Paradiesvogel mehr als nur einmal. Ob schwarze Korsage, roter Lackmantel oder eine Gewandung aus edlem schwarzen Gefieder, Marilyn Mansons Erscheinung hat in all den Jahren seiner Karriere nichts an Charisma verloren.
Mal sitzend, mal stehend rockte der gehandicapte Sänger die Stage. Und zeigte bei seiner Version des Eurythmics-Klassikers „Sweet Dreams“, dass er auch im Liegen top performen kann.
Die Pausen zwischen den einzelnen Songs der rund 80-minütigen Show waren vielleicht etwas lang. Doch in Anbetracht des geschienten Beins von Marilyn Manson war das doch mehr als verständlich. Schließlich ist ein schneller Bühnenoutfit-Wechsel auch ohne gesundheitliches Handicap schon schwierig genug.
Alles in allem ein gelungener Abend, der die Fans trotz eines recht abrupt erscheinenden Endes zufrieden entließ.
Ein Dankeschön an Marilyn Manson für das trotz Verletzung absolvierte Konzert. Und ebenfalls ein Dankeschön an das freundliche Security-Team, das den Abend kompetent und dennoch äußerst freundlich begleitete.
Mehr Fotos dieses Konzerts von Marilyn Manson findet ihr hier.