Beim Anblick des Line-Ups des ersten Durchgangs der neuen Indoor-Festivaltour war schnell klar, dass man beim Lucifer Rising Festival nicht groß rumprobierte, sondern direkt alles richtig machte. Und so gab’s am 30.12.2019 in München ordentlich auf die Ohren in der gut gefüllten Tonhalle.
Deathrite
Dementsprechend wurde dann von Deathrite stark eingestiegen, als die Saiten entlanggestrichen wurden, bevor die Dresdener Band auf der Bühne in Lederjacke und mit Sänger am Mikro hängend abging wie eine Horde Muppets aus den Untiefen der Hölle.
Giftige kehlige Growls, breite Gitarrenwände mit tiefem Klang und durchdringenden Soli waren angesagt. Bei Deathrite ist der Name Programm und man steigerte sich in einen unheiligen Ritus mit passenden Hymnen. Nach 30 Minuten war das Genick warm und die Lust auf mehr geweckt.
Wiegedood
Die zweite Band des Abends, Wiegedood, übernahm, wo Deathrite aufhörten. Und legte dann gleich noch einen drauf mit einem wundervollen Meer aus Lärm, atonalen Melodien und dem Wechsel aus Keifen und Kehlgesang.
Das mit einer halben Stunde leider viel zu kurze Set ließ sich kurz und bündig als fesselnde Sinfonie des Chaos zusammenfassen und verging wie im Rausch.
Midnight
Kurzes Glockengeläut und dann ging es sofort wieder ab wie ein brennendes Wiesel: Midnight tobten wie die Wahnsinnigen über die Bühne, wie man es sonst nur von kleinen derben Underground-Gigs gewohnt ist. Dazu ihr roher, aggressiver Sound mit den gekrächzten Vocals, während sich die Band trotz Graben am Bühnenrand Nähe zum Publikum aufbaute.
Der rabiate Sound zum Bühneeinreißen und der Ethos der Band gossen ordentlich Öl ins Feuer und die Leute gingen nicht minder hart ab. Fliegende Becher, Headbangen bis zum Schleudertrauma und massig Crowdsurfer ließ die Security mit einem eigenen Fitnessprogramm zurück!
Das Publikum danke es jedenfalls mit Midnight-Chören, als nach einer halben Stunde die erste und letzte Möglichkeit zum Durchatmen kam. Zum glorreichen Finale ließen es sich die Jungs von Midnight nicht nehmen, den Graben zu überwinden und sich mit dem Publikum abzuklatschen.
Dark Funeral
Gehörte die erste Hälfte des Festivals den brachialeren Kombos, wurde es nun ruhiger, ernster und unterkühlt.
Zu Blast Beats und Tremolo-Gitarren wurde nun eher klassischer Black Metal vom Stapel gelassen inklusive dem Ablecken eines Kruzifix, zu dem man nach den Brachialkur im Vorfeld abschalten und entspannen konnte. Der eine Teil genoss es sichtlich mit Headbangen, der andere ruhte noch mal gemächlich die nächsten 50 Minuten zu klassischem kalten Black Metal aus für den Headliner.
Venom
Gegen 22.50 Uhr war es dann endlich soweit und der Headliner des Abends kam mit Explosionen und Rauch stilecht auf die Bühne: Venom wurden ihrem Status gerecht und starteten passend mit „Black Metal“.
Zwar waren die Drums im ersten Moment noch etwas übersteuert und die Band brauchte ein paar Minuten, um komplett in Fahrt zu kommen, gab dem Publikum dann aber anständig Zunder und bewiesen sich als würdiger Headliner des ersten Durchgangs von Lucifer Rising.
Crowsurfer und Headbanger ließen auch nicht lange auf sich warten und als zum Gitarrensolo nach 15 Minuten Feuerbälle zur Decke stiegen, ertönten die Venom-Chöre. Trotz vier verdammter Bands im Vorfeld, holte die Band aus den Leuten noch mal alles raus.
An Pyroshow und ordentlich Feuer im Arsch mangelte es definitiv nicht und so erfüllten Venom den einen oder anderen Fanboytraum, während man auch so manchen Klassiker bretterte wie Countess Bathory.
Zur Geisterstunde war dann nach der Zugabe die erste Runde des jungen Festivals sauber von statten gegangen.
Lucifer Rising Festival – Fazit
Einziger Grund zu meckern am Abend, wenn überhaupt, wäre die endlose Umbaupause vor Venom. Dafür war man zwischen den Vorbands umso schneller. Das Publikum hatte Bock und die Security leistete ihren Job, während der Ablauf ohne wirkliche Reiberein klappte. Und das Line-Up war schlicht gelungen! Alles in allem also ein rundes Ding.
Wenn das Line-Up auch zukünftig so überzeugt und man an der Leistung festhält, könnte Lucifer Rising Festivals eine feste Tradition zum Jahresende werden.
Bericht: Manni
Weitere Photos des Lucifer Rising Festivals: Hier und dort.