Die beiden Bands Alestorm und Gloryhammer zählen zu den erfolgreichsten schottischen Metalbands. Da ist es natürlich naheliegend, auch mal zusammen auf Tour zu gehen. Wenn dann mit Christopher Bowes auch noch der Bandboss und Hauptsongwriter bei beiden derselbe ist, ist das Tourpackage perfekt.
Rumahoy
Als erste Band standen Rumahoy, ebenfalls aus Schottland, auf dem Programm. Wie der Bandname schon vermuten ließ, spielte das Quartett um Sänger Captain Yarrface Pirate Metal, der grob vergleichbar mit Alestorm war, sich jedoch weniger auf epische, teils symphonische Arrangements, als auf Spaß und augenzwinkernde Pop-Einflüsse verließ.
Los ging es mit „Cowboys of the Sea“, der sofort gut beim Publikum ankam. Optisch passte das Auftreten der Band mit Sturmhauben und weißen Shirts zwar gar nicht zur Musik, aber das störte heute niemanden. Denn Stücke wie das folkige „Treasure Gun“ oder der sehr lustige Elektro-Song „Not Looking For Love“ machten einfach Spaß! Spätestens beim Abschlusshit „Pirateship“, der teilweise in sehr lustigem Deutsch-Englisch-Mix verfasst war, stand hier niemand mehr still. Ein toller Auftritt!
Windrose
Als Nächstes wurde es etwas ernster und epischer, denn nun waren die Italiener von Windrose an der Reihe. Die Band hatte sich ganz dem Thema der Zwerge aus dem Tolkien-Universum verschrieben. Mit dem grandiosen „Army of Stone“ vom aktuellen Album „Warfront“ eröffneten die Zwerge, die natürlich in voller Rüstung auf der Bühne standen.
Direkt im Anschluss stellte Francesco Cavalieri dann die obligatorische Frage, was besser sei als ein Zwerg. Hier kamen verschiedenste Antworten, doch die richtige, nämlich ein betrunkener Zwerg, musste er selbst geben. Darauf konnte natürlich nur „Drunken Dwarves“ folgen. Nun wurde es mit „Fellows of the Hammer“ wieder episch. Das eingängige „Mine, Mine, Mine!“ wurde vom Publikum kräftig mitgesungen. Nach einem weiteren neuen Song („Together We Rise“) ging es dann mit dem The Yogscast-Cover „Diggy Diggy Hole“, das sich langsam zum größten Hit der Band entwickelt, leider auch schon zu Ende.
So verständlich es ist, dass die Band ihre neuen Songs promoten will, ist es doch sehr schade, dass dabei viele ältere Klassiker wie „To Erebor“ oder „The Breed of Durin“ auf der Strecke bleiben. Hoffentlich wird es da bald mal eine Headlinertour, damit man auch diese Stücke mal wieder live hören kann.
Gloryhammer
Doch nun war es an der Zeit für den ersten Headliner Gloryhammer. Nach dem Ausstieg des letzten Sängers Thomas Winkler (Angus McFife XIII) konnte man gespannt sein, ob der neue Frontmann Sozos Michael (Angus McFife V) da mithalten konnte. Mit dem epischen „The Siege of Dunkeld (In Hoots We Trust)“ ging es passend los. Und sofort wurde klar, dass der neue Angus dem alten zumindest stimmlich deutlich überlegen war. Bei perfektem Sound wurde der Refrain bereits jetzt Wort für Wort mitgesungen.
Doch fiel direkt auf, dass das Keyboard von Christopher Bowes alias Zargothrax leer blieb. Aber der böse Zauberer ließ nicht lange auf sich warten. Pünktlich zu seinem gesprochenen Teil in der Mitte des Songs kam auch er auf die Bühne. Mit der Bandhymne „Gloryhammer“ ging es mindestens genauso gut weiter.
Auch die aktuelle Single „Fly Away“ konnte voll überzeugen. Mit „The Hollywood Hootsman“ wurde dann Bassist James Cartwright (Hootsman) in den Mittelpunkt gestellt. Zu „Goblin King of the Darkstorm Galaxy“ brachte Angus dann augenzwinkernd seinen Hass auf Kobolde zum Ausdruck, während er einen immer wieder auftauchendes Exemplar mit einem mächtigen Hammer zerschmetterte. Eben dieser Hammer bekam mit „Legend of the Astral Hammer“ natürlich auch einen eigenen Song im Set.
Doch nun war es an der Zeit für etwas ganz Besonderes. Denn der folgende, noch unveröffentlichte Song „Keeper of the Celestial Flame“ wurde heute das allererste Mal live gespielt. Weiter ging es mit dem härtesten Song der Band, „Masters of the Galaxy“, der auf sehr düstere Art sogar Death Metal- Einflüsse verarbeitete.
Doch nun wurde die Frage gestellt, auf die heute die ganze Halle gewartet hatte: „What‘s my name?“ Darauf konnte es natürlich nur eine Antwort geben: „Angus McFife“! Und genau diesen Bandhit gab es nun zu hören. Hier wurde wirklich jedes Wort vom Publikum mitgesungen. Sehr stark!
Nach dem tollen „Universe on Fire“ wurde leider schon der letzte Song „The Unicorn Invasion of Dundee“ angekündigt. Hier wurden Gloryhammer nochmal gebührend gefeiert, bevor sich zum epischen Outro „National Anthem of Unst“ das gesamte Publikum hinkniete, um der Krönung des Hootsman zum König von Unst zuzusehen. Was für eine grandiose Show! Konnten das Alestorm noch toppen?
Alestorm
Leider machte sich bereits in der Umbaupause ein ungutes Gefühl breit, denn in der Mitte der Bühne wurde eine gigantische gelbe Gummiente aufgeblasen. Sollte das bereits ein Anzeichen sein, dass sich Alestorm auf die sinnlosen Partysongs konzentrieren sollte? Dass als allererstes bereits der Hit „Keelhauled“ gespielt wurde, war jedenfalls nicht unbedingt die beste Idee. Denn am Anfang war der Sound einfach grauenhaft. Man konnte die Instrumente kaum auseinanderhalten und auch der Gesang und das Keytar von Christopher Bowes war kaum zu hören. Leider passte auch das Auftreten der Band, ganz in grün gehalten (teilweise auch ohne Hose getragene grüne Unterhosen) überhaupt nicht zum epischen Pirate Metal.
Direkt im Anschluss sollten sich meine Befürchtungen vom Anfang bewahrheiten. Denn tatsächlich bestand der Großteil der Setlist aus substanzlosen Partyliedern wie „Pirate Metal Drinking Crew“, „Treasure Chest Party Quest“ oder „Mexico“. Vereinzelt auf den Alben platziert, mochten diese Songs ja noch ganz lustig sein, doch ganz ohne die epischen, anspruchsvolleren Stücke war es – meiner Meinung nach – einfach nur noch peinlich. Die gelegentlichen lustig gemeinten Auftritte vom verkleideten Captain Yarrface von Rumahoy, zum Beispiel mit blonder Perücke und Haarbürste, machten es auch nicht unbedingt besser. Das Münchener Publikum jedoch feierte ohne Unterlaß und schickte und einen Crowdsurfer nach dem anderen nach vorne. Ab und zu gab es aber ein paar Lichtblicke, wie „Magellan‘s Expedition“. Doch das wurde schnell wieder durch „P.A.R.T.Y.“ zunichtegemacht.
Eine große Überraschung war aber das extrem epische, seit 8 Jahren nicht gespielte grandiose „Death Throes of the Terrorsquid“. Warum nicht viel mehr davon? Genug anspruchsvolle epische Stücke gibt es ja von Alestorm. Das unfassbar schlechte „Shit Boat (No Fans)“ beendete dann das reguläre Set. Trotz der extrem schlechten Setlist gab es Zugaberufe. Angenehmerweise kehrten Alestorm dann noch mal mit einem guten Song, nämlich „Drink“ zurück, bevor die letzten beiden Lieder „Zombies Ate My Pirate Ship“ und „Fucked With an Anchor“ nochmal in dieselbe, peinliche Kerbe des restlichen Großteils der Show schlugen.
Nachdem der Abend so gut begonnen hatte, war es leider sehr enttäuschend zu sehen, zu was für einer sinnlosen Partyband sich Alestorm mittlerweile entwickelt haben. Wenn da nicht bald ein Richtungswechsel zurück zu den anspruchsvolleren Songs stattfindet, war das wohl mein letztes Alestorm-Konzert. Doch das sollte natürlich die tollen Shows der ersten drei Bands nicht schmälern, die Alestorm heute um Welten übertroffen haben. Beim nächsten Mal bitte Windrose als zweiten Headliner neben Gloryhammer. Das wäre ein massiver Qualitätssprung!
Weitere Bilder des Abends:
Bericht: Raphael
Fotos: Steffen (81ZombiePictures)
English Version:
The two bands Alestorm and Gloryhammer are among the most successful Scottish metal bands. So it is obvious to go on tour together. And when the band boss and main songwriter Christopher Bowesand main songwriter is the same, the tour package is perfect.
Rumahoy
The first band on the program was Rumahoy, also from Scotland. As the band name suggested, the quartet around singer Captain Yarrface played pirate metal roughly comparable to Alestorm, but relying less on epic, partly symphonic arrangements than on fun and tongue-in-cheek pop influences.
It started with „Cowboys of the Sea“, which immediately went down well with the audience. Visually, the band’s appearance with balaclavas and white shirts didn’t match the music at all, but that didn’t bother them.
to the music, but that didn’t bother anyone today. Because songs like the folky „Treasure Gun“ or the very funny electro song „Not Looking For Love“ were just fun! At the latest with the closing hit „Pirateship“, which was partly written in a very funny German-English mix, nobody stood still anymore. A great performance!
Windrose
Next it got a bit more serious and epic, because now it was the turn of the Italians from Windrose. The band had dedicated themselves completely to the theme of the dwarves from the Tolkien universe. With the grandiose „Army of Stone“ from the current album „Warfront“ the dwarves opened, who of course were on stage in full armor.
Directly after that Francesco Cavalieri asked the obligatory question, what is better than a dwarf. Here came different answers, but the right one, namely a drunken dwarf, he had to give himself. Of course, this could only be followed by „Drunken Dwarves“. Now it became epic again with „Fellows of the Hammer“. The catchy „Mine, Mine, Mine!“ was sung along by the audience. After another new song („Together We Rise“), the show unfortunately came to an end with The Yogscast cover „Diggy Diggy Hole“, which is slowly becoming the band’s biggest hit.
As understandable as it is that the band wants to promote their new songs, it is a pity that many older classics like „To Erebor“ or „The Breed of Durin“ fall by the wayside. Hopefully there will be a headliner tour soon, so that you can hear these songs live again.
Gloryhammer
But now it was time for the first headliner Gloryhammer. After the departure of the last singer Thomas Winkler (Angus McFife XIII) one could be curious if the new frontman Sozos Michael (Angus McFife V) could keep up.
With the epic „The Siege of Dunkeld (In Hoots We Trust)“ it started fittingly. And immediately it became clear that the new Angus was clearly superior to the old one, at least vocally. With perfect sound, the chorus was already sung along word for word.
But it was immediately noticeable that the keyboard of Christopher Bowes alias Zargothrax remained empty. But the evil wizard was not long in coming. Just in time for his spoken part in the middle of the song he also came on stage. With the band anthem „Gloryhammer“ it went on at least as well.
Also the current single „Fly Away“ could fully convince. With „The Hollywood Hootsman“ bassist James Cartwright (Hootsman) then took center stage. To „Goblin King of the Darkstorm Galaxy“ Angus then expressed his hatred for goblins with a wink, while he smashed a repeatedly appearing specimen with a powerful hammer. This hammer of course got its own song in the set with „Legend of the Astral Hammer“.
But now it was time for something very special. Because the following, still unreleased song „Keeper of the Celestial Flame“ was played live for the very first time today. It continued with the hardest song of the band, „Masters of the Galaxy“, which even processed Death Metal influences in a very dark way.
But now the question was asked, for which the whole hall had been waiting today: „What’s my name?“ Of course there could be only one answer: „Angus McFife“! And exactly this band hit was to be heard now. Here really every word was sung along by the audience. Very strong!
After the great „Universe on Fire“ unfortunately the last song „The Unicorn Invasion of Dundee“ was announced. Here Gloryhammer were celebrated once again, before the whole audience knelt down for the epic outro „National Anthem of Unst“ to watch the coronation of the Hootsman as King of Unst. What a grandiose show! Could Alestorm top that?
Alestorm
Unfortunately, already during the changeover break an uneasy feeling spread, because in the middle of the stage a gigantic yellow rubber duck was blown up. Should this already be a sign that Alestorm should concentrate on the senseless party songs? The fact that the hit „Keelhauled“ was already played as the very first thing was not necessarily the best idea, in any case. Because in the beginning the sound was just horrible. You could hardly tell the instruments apart and also the vocals and the keytar of Christopher Bowes could hardly be heard. Unfortunately, the appearance of the band, all in green (partly green underpants worn without pants) did not fit the epic Pirate Metal at all.
Immediately afterwards, my fears from the beginning should prove true. Because in fact most of the setlist consisted of insubstantial party songs like „Pirate Metal Drinking Crew“, „Treasure Chest Party Quest“ or „Mexico“. Placed sporadically on the albums, these songs might still be quite funny, but completely without the epic, more demanding pieces it was – in my opinion – just embarrassing. The occasional funny performances by the disguised Captain Yarrface of Rumahoy, for example with blond wig and hairbrush, didn’t make it any better. The Munich audience, however, celebrated without ceasing and sent one crowdsurfer after the other to the front. Every now and then there were a few bright spots, like „Magellan’s Expedition“. But that was quickly ruined again by „P.A.R.T.Y.“.
A big surprise, however, was the extremely epic, grandiose „Death Throes of the Terrorsquid“, which hadn’t been played in 8 years. Why not much more of it? There are enough demanding epic pieces from Alestorm. The unbelievably bad „Shit Boat (No Fans)“ then ended the regular set. Despite the extremely bad setlist, there were cheers for the band. Pleasantly, Alestorm then returned again with a good song, namely „Drink“, before the last two songs „Zombies Ate My Pirate Ship“ and „Fucked With an Anchor“ once again hit the same, embarrassing notch of the rest of the show.
After starting the evening so well, it was unfortunately very disappointing to see what a pointless party band Alestorm have become by now. If there isn’t a change of direction back to the more sophisticated songs soon, this was probably my last Alestorm concert. But of course this shouldn’t diminish the great shows of the first three bands, which Alestorm surpassed by worlds today. Next time please have Windrose as the second headliner next to Gloryhammer. That would be a massive leap in quality!