Vor ein paar Jahren spielten Ensiferum ein paar ausgewählte Akustik-Shows in Finnland. Da dort einige Songs zum Besten gegeben wurden, welche die Band nie zuvor live gespielt hatte, wurden bald Forderungen laut, das ganze einem breiteren Publikum zu präsentieren. Das setzten Ensiferum auf ihrer akustischen Europatour nun um. Am 04.12.2018 gab es in der Backstage Halle in München die erste Show der Tour.
Trio de Facto
Bevor Ensiferum begannen, gab es noch eine Show, der bisher außerhalb Finnlands völlig unbekannten Akustik-Cover-Band Trio de Facto. Doch wer Ensiferum schon mal live gesehen hat, wird hier zwei der drei Musiker wiedererkannt haben. Denn bei Trio de Facto spielen Ensiferum-Bassist Sami Hinkka und Gitarrentechniker Esa Orjatsalo Akustikgitarre. Dazu kommt noch der Power Metal-Sänger Mikael Salo, der mit einem riesigen Sombrero auf dem Kopf die Bühne betrat.
Leider war die Halle noch fast leer, was sehr schade war. Denn Trio de Facto lieferten ein Hitfeuerwerk ab, das seines Gleichen sucht. Egal ob Helloweens „Future World“, oder Amon Amarths „Twilight of the Thunder God“, die drei Finnen schafften es, alle Stilrichtungen des Metal in kleine akustische Meisterwerke zu verwandeln. Dabei war jedoch die ganze Zeit klar: Hier handelt es sich nicht um eine professionelle Band, sondern um ein paar Freunde, die zusammen Spaß haben wollen. Und das ist auch gut so. Denn mit genügend Humor kann man selbst bei einer Country-Version eines Napalm Death-Songs gut headbangen.
Kurz vor Schluss gab es dann doch noch mit „Legionnaires‘ Oath“ einen eigenen Song zu hören, der unter Anleitung von Frontmann Miakel Salo, von den immer noch ziemlich wenigen Fans kräftig mitgesungen wurde. Als letzten Song spielten Trio de Facto noch einen Medley aus Iron Maidens „Wasted Years“ und Korpiklaanis „Vodka“, was interessanterweise ziemlich gut zusammenpasste. Nach dieser tollen Show können Trio de Facto gerne bald wieder kommen.
Ensiferum
Nun wurde es endlich Zeit für Ensiferum. Inzwischen war es endlich etwas voller geworden. Leider waren es immer noch deutlich weniger Leute, als bei regulären Ensiferum-Shows. Wahrscheinlich wurden viele durch den Zusatz Akustik abgeschreckt. Doch völlig zu Unrecht, denn Ensiferum legten mit „Twilight Tavern“ los, als ob es keinen Unterschied zu verstärkten Shows gäbe. Natürlich gab es einen Klangunterschied, aber härtetechnisch blieb es auf demselben Niveau.
Petri Lindros growlte wie immer und die Fans sangen mit und machen Party. Genauso ging es im folgenden mit „Burning Leaves“ und „Token of Time“ weiter. Aber Ensiferum ließen es sich trotzdem nicht nehmen, einige ruhigere Songs wie „Eternal Wait“ einzubauen, die in regulären Konzerten keinen Platz finden. Dabei wurden sie von Gast-Keyboarderin Laura Dziadulewicz am Gesang unterstützt.
Beim folgenden „In My Sword I Trust“ war aber gleich wieder Feiern angesagt. Da hielt es auch die Band nicht lange auf ihren Stühlen. Als Nächstes gab es eine Premiere, denn der folgende Battle Medley (bestehend aus „Battle Song“, „Into Battle“ und „Victory Song“) wurde noch nie außerhalb Finnlands gespielt. Dazu gab es einen von der Band geforderten Acoustic-Moshpit, der sich aber nicht von regulären Moshpits unterschied.
Neben den Klassikern spielten Ensiferum auch mehrere Songs des neuen Albums, so auch „Feast With Valkyries“. Nach „From Afar“ gab es dann das ruhige, auch auf dem Album (Unsung Heroes) von Laura Dziadulewicz gesungene „Celestial Bond“. Leider neigte sich die Show dann auch schon dem Ende zu. Dennoch wurden „Lai Lai Hei“ und das von Gitarrist Markus Toivionen auf dem Banjo gespielte „Two of Spades“ noch einmal richtig abgefeiert. Natürlich ließen die Zugaberufe nicht lange auf sich warten. Und so kehrten Ensiferum wenig später noch einmal auf die Bühne zurück, um das wunderschöne, von Laura Dziadulewicz komplett auf Finnisch gesungene „Neito Pohjolan“ vorzutragen. Nun wusste jeder Ensiferum-Fan was kommt, und natürlich wurde zum in einer irrwitzigen Geschwindigkeit gespielten „Iron“ nochmal ordentlich gemosht und mitgesungen.
Normalerweise wäre die Show danach zu Ende gewesen. Doch Frontmann Petri Lindroos kündigte mit einem Grinsen an, dass sich die Band für den Schluss etwas ganz besonderes ausgedacht habe. Tja, diese Überraschung war gelungen. Denn mit David Hasselhoffs „Looking for Freedom“, bei dem Ensiferum von Trio de Facto unterstützt wurden, hätte wohl niemand gerechnet.
Und so konnten sich alle, die in Erwartung eines langweiligen Akustik-Abends zu Hause geblieben waren, mächtig ärgern. Denn so eine tolle Show bekommt man nicht immer.
Weitere Bilder des Abends findet ihr hier:
Bericht: Raphael
Bilder: The Discovered Land