Wenn sich vier Thrash Metal-Bands zusammentun, um unter der Leitung von Exodus eine Tour zu spielen, kann schon mal nicht viel schiefgehen. Und wenn dann auch noch der Tourabschluss in München ansteht, kann sich eigentlich kein Metaller mehr davor drücken, den Headbanger’s Ball gebührend zu feiern.
Suicidal Angels
Die vier Griechen von Suicidal Angels starteten trotz der frühen Stunde vor recht vielen Zuschauern. Mit „Capital of War“ ging es schon mal mächtig los. Ein toller Beginn! Und genauso ging es weiter. Egal ob das groovende „Front Gate“, dass Gitarrist/Sänger Nick Melissourgos einem der beiden Death Angel-Gitarristen widmete, der passend dazu headbangend am Bühnenrand stand, oder das rasante „Bloodbath“, Suicidal Angels beherrschen alle Stilrichtungen des Thrash einfach perfekt.
Insbesondere mit dem Midtempo-Meisterwerk „Seed of Evil“ konnten sie beim Münchner Publikum punkten. Der Refrain wurde auch kräftig mitgesungen. Leider war nach 40 Minuten und „Apokathilosis“ auch schon Schluss. Hier bestand auf jeden Fall das Potenzial für eine Headliner-Tour.
Death Angel
Doch es ging mindestens ebenso stark weiter. Die Kalifornier von Death Angel sind ja bereits Veteranen. Mit dem etwas sperrigen „Evil Priest“ vom Debüt-Album The Ultra-Violence legten sie los. Der Sound war toll und die Band war motiviert wie immer. Das merkte man insbesondere bei den folgenden Liedern „Left For Dead“ und „Claws In So Deep“, bei denen Frontmann Mark Osegueda mit seinem charakteristischen Wechsel zwischen hohen Schreien und melodischem Power Metal-Gesang glänzte.
Doch leider wurde danach ziemlich schnell klar, dass die Band heute den Fokus auf das Debüt-Album legt. Die alten Songs wie „Mistress of Pain“ oder „Kill As One“ konnten leider nicht mit den neueren Meisterwerken mithalten. Und so blieben einige der besten Death Angel-Songs wie „Lost“ oder „The Dream Calls For Blood“ leider ungespielt.
Vielleicht wäre es aber auch einfach besser gewesen, die zwar äußerst sympathischen, aber doch teilweise extrem langen Ansagen von Mark Osegueda etwas zu kürzen und dafür ein oder zwei Stücke mehr zu spielen. Dennoch gab es mit „Thrown To The Wolves“ und dem abschließenden „The Moth“ noch genug neueres Material, um trotzdem einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
Sodom
Als Nächstes standen mit den Gelsenkirchenern Sodom die definitiv härteste Band des Abends auf der Bühne. Als Einstand für die neue Besetzung (nur Bassist/Sänger Tom Angelripper ist übrig geblieben) hatte sich die Band etwas Besonderes ausgedacht und so war die Bühne bereits aufwendig dekoriert. Zu beiden Seiten der Bühne standen überlebensgroße Statuen des Bandmaskottchens Knarrenheinz vor einem toll beleuchteten Städtehintergrund.
Beste Vorraussetzungen also für eine fantastische Show. Doch das Quartett hatte die Rechnung ohne den Soundmann gemacht. Denn man hörte die ganze Show über fast nur Schlagzeug und Gesang. So war es gar nicht so leicht, sich ein Bild davon zu machen, wie Sodom nun mit zwei Gitarristen (statt vorher nur einem) klingen.
Der erste Song „Blasphemer“ war zu Beginn kaum zu erkennen. Die weiteren Songs wurden dann von Tom Angelripper angekündigt. Doch trotz der Soundprobleme war die Stimmung hervorragend. Und Klassiker wie „Agent Orange“ oder neue Lieder wie „Partisan“ und „Conflagration“ wurden von Publikum extrem abgefeiert.
Eine schöne Idee war es auch, „Tired and Red“ dem verstorbenen Ex-Schalgzeuger Chris Witchhunter zu widmen, dessen Lieblingssong das war. Mit „Remember the Fallen“ durfte Tom Angelripper sich dann auch noch im melodischen Gesang üben. Doch anstatt zum Abschluss den Klassiker „Ausgebombt“ zu spielen, entschieden sich Sodom lieber für das seltsamerweise von den Fans geforderte, stumpfe „Bombenhagel“, dessen Abschluss mit der deutschen Nationalhymne aufgrund der Kriegsthematik der Band einen faden Beigeschmack hinterlässt. Sodom waren defintiv schon mal besser.
Exodus
Nun lag es an Exodus, den Abend würdig zu beschließen. Und wenn eine Band das schaffen konnte, dann Exodus! Es zeugte schon von sehr viel Selbstvertrauen, die Show mit dem größten Bandklassiker „Bonded By Blood“ zu beginnen. Doch es funktionierte. Und mit „Exodus“ ging es gleich entsprechend weiter.
Das Publikum tobte. Aber auch „Body Harvest“ vom noch aktuellen Album findet genauso Anklang. Als dann der extrem sympathische Frontmann Steve „Zetro“ Souza auch noch ankündigte, dass der Rest der Show nur aus alten Songs bestünde, wurde klar, dass der Abend nur noch fantastisch werden konnte.
Das Versprechen wurde dann gleich mit „Impaler“, dass noch aus Zeiten von Kirk Hammet und Paul Balloff stammt, eingelöst. Als ob das noch nicht genug Hits wären, schüttelten Exodus gleich im Anschluss noch „Fabulous Disaster“ und „Piranha“ aus dem Ärmel. Als Nächstes gab es Unterricht, nämlich „A Lesson In Violence“.
Als dann kurz vor Schluss eigentlich „The Toxic Waltz“ folgen sollte, gab es jedoch etwas Verwirrung. Denn trotz anders lautender Ankündigung, gab es ein erstklassiges Cover von Metallicas „Motorbreath“ (zumindest bis zum ersten Refrain). Dieses wurde von vielen Fans jedoch erst beim Refrain erkannt. Schlichtweg, weil niemand damit gerechnet hatte. Doch dann kam das erwartete „The Toxic Waltz“ gleich hinterher. Keine Exodus-Show kann enden ohne „Strike of the Beast“. Und genauso kommt es auch. Wie immer mit einer Wall of Death.
Zum Schluss kamen noch einmal alle Bands auf die Bühne, um sich von den Fans zu verabschieden. So ging ein toller Abend zu Ende, der trotz einiger Schwächen mit Sicherheit jedem Thrasher in positiver Erinnerung bleiben wird.
Weitere Bilder des Abends findet ihr hier:
Bericht: Raphael
Photos: 81ZombiePictures