Eisregen München 2022

Eisregen – 14.10.2022 – Backstage München – Konzertbericht

Kann ein kleines Metalkonzert in München funktionieren, wenn gleichzeitig zwei Genregrößen wie Amon Amarth und Machine Head in München spielen? Diese Frage stellten sich im Vorfeld des Eisregen-Konzertes sicher einige. Die Antwort gibt es hier.

Welicoruss

Welicoruss – 14.10.2022 – Backstage München – Photo: © The Discovered Land für Metal Affair

Zuerst sah es leider gar nicht danach aus, denn als die Vorband Welicoruss die Bühne betrat, waren nur eine Handvoll Leute anwesend. Sehr schade, denn die Symphonic Black Metaller aus Russland lieferten eine tolle Show ab! Die meist harte, aber immer sehr melodische Musik der Band kam bei den wenigen Fans sehr gut an. Auch die Show konnte überzeugen, denn die Musiker trugen Corpsepaint und waren in tolle schwarze, metallbehangene Kostüme gekleidet.

Frontmann Alexey Boganov interagierte (hauptsächlich nonverbal) sehr viel mit dem Publikum. Oft ging er bis zum äußersten Bühnenrand nach vorne und headbangte. Dabei drückte er kurioserweise unserem Fotografen Thomas ab und zu unabsichtlich seinen ledernen Lendenschurz ins Gesicht. Gesanglich pendelte er zwischen Screams, Growls und gelegentlichem melodischen Klargesang. Auch musikalisch war einiges geboten, denn die Musik von Welicoruss war ziemlich komplex und abwechslungsreich. Das führte auch dazu, dass die Show den Spannungsbogen über die komplette, für eine Vorband sehr lange Spielzeit von 75 Minuten halten konnte. Sehr stark! Der heimliche Star der Show war jedoch Schlagzeuger Ilya Tabachnik, der mit seinen irren Grimassen die Stimmung immer wieder nach oben schrauben konnte.

Eisregen

Eisregen – 14.10.2022 – Backstage München – Photo: © The Discovered Land für Metal Affair

Nach kurzer Umbaupause war es dann auch schon Zeit für die Headliner Eisregen. Doch nach dem Intro folge gleich Ernüchterung. Denn die Klänge des ersten Songs „Knochentorte“ waren aus verschiedenen Gründen kaum zu hören. Erstens war der Sound sehr schlecht abgemischt, sodass im vorderen Teil der Halle fast nur das Schlagzeug und etwas Gesang zu hören waren. Dazu kam ein sehr nerviger Fan, der fast pausenlos schrie und es schaffte dabei die Band zu übertönen. Doch trotz der ungünstigen Voraussetzungen war mit einem Mal Stimmung da, denn der länger nicht gespielte Klassiker „19 Nägel für Sophie“, welcher fleißig vom Publikum mitgesungen wurde, konnte sogleich begeistern.

Inzwischen war es auch etwas voller geworden, auch wenn man noch lange nicht von einer gefüllten Halle sprechen konnte. Nach zwei alten Songs („Blutgeil“, „Mein Eichensarg“) ging es mit dem ganz neuen „Sei mein Totenlicht“ weiter. Ebenfalls sehr gut aufgenommen wurde das sehr alte „Scharlachrotes Kleid“, was glücklicherweise trotz Indizierung seit ein paar Jahren wieder gespielt werden darf. Der, trotz der extremen Texte, meist vorhande trockene Humor von Eisregen wurde mit der folgenden Ansage von Frontmann Michael „Blutkehle“ Roth bewiesen: „Der nächste Song handelt von einem Ehepaar, dass Kinder frisst. Ich weiß, das macht man nicht. Den Song haben wir trotzdem geschrieben.“ Jedem Eisregen-Fan war klar, dass darauf nur „N8Verzehr“ folgen konnte. Ein weiterer Höhepunkt der Show.

Jetzt folgten die Hits Schlag auf Schlag. Egal o „Panzerschokolade“ oder „Todestag“, alles wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. Dennoch gab es leider neben dem oben erwähnten Schreihals auch noch andere Störenfriede im Publikum. Ein Fan in der ersten Reihe schlug z.B. regelmäßig im Takt mit Wucht auf die Bühne, was wegen des weiterhin schlechten Sounds sehr störend wirkte. Einmal fing er sogar an, ohne Vorwarnung andere Fans zu beißen. In solchen Fällen wünschte man sich etwas mehr Securities im Bühnenbereich. Doch die Band störte das alles nicht im Geringsten.

Das reguläre Set endete dann mit dem Medley „13 russische Krebsschweine“, der es der Band ermöglichte, zumindest Teile einiger indizierten Songs live zu spielen, da die Stücke in vollständiger Form leider noch nicht wieder freigegeben wurden. Als Zugabe gab es dann nach dem Klassiker „Eisenkreuzkrieger“ noch die neueren Songs „Menschenfresser“ und „Alice im Wundenland“ zu hören. Doch ein Eisregen-Konzert kann nie wirklich vorbei sein, ohne das die „Elektrohexe“ gespielt wurde. Und genau die gab es dann noch als allerletzten Song zu hören. Das konnte dann wirklich jeder Fan mitsingen!

Ein tolles Ende einer Show, die zwar von Seiten der Band hervorragend war, jedoch immer wieder durch ein nerviges Publikum gestört wurde. Da kann man nur hoffen, dass Eisregen das nächste Mal mehr Glück haben und nicht wieder ein Großkonzert gleichzeitig stattfindet. Dann werden sie hoffentlich wieder ein angenehmeres Publikum haben.

Bericht: Raphael

Weitere Fotos des Abends:

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