Es war schwer, es nicht mit zu bekommen: Rammstein sind in der Stadt. Und das nicht nur für ein, sondern gleich für mehrere Konzerte! So auch am 10.06.2023.
Darauf haben nicht nur die Fans mit ihrem Ticketkauf reagiert. Auch auf dem Weg zum Konzert hin, haben bereits viele ihre Vorkehrungen getroffen. So auch der Kiosk an der U-Bahn mit seinem Schild „Bier hier 3,50 € statt dort 10,00 €“. Zudem fanden sich auch einige Musiker mit Live Musik auf dem Weg zur Konzertlocation.
Kaum im Stadion angekommen, fiel eines sofort auf: Wer zu Rammstein will, will nichts anderes hören. Als Überbrückungsbeschallung im Stadion liefen die gesamte Wartezeit über Rammstein-Songs.
Eine deutliche Kritik am Veranstalter (nicht an der Band!) kommt zu dem Thema Rollstuhlfahrer. Die Sicht für diese: äußerst beschränkt. Denn die Rollifahrer-Tribüne war lediglich kniehoch und zudem am anderen Ende des Stadions. Von dort aus war die Band nicht nur lediglich auf ca. Ameisengröße zu sehen, zudem wurde die Sichtline auch noch zusätzlich durch die Feuertürme blockiert.
Abélard
Pünktlich um 19:00 Uhr ging es los mit dem Pianistinnen.Duo Abélard. Auf einer eigenen Bühne in der Mitte der Menge zeigten sie ihr können. Musikalisch leider nicht sehr bewegend. Ob das allgemein einfach eine Geschmacksfrage war oder die Akustik nicht für das Klavierspiel ausgelegt war, sei mal dahin gestellt.
Dennoch sorgten die ersten Töne schon fast für Panik in den Augen der Gäste. Das Gedränge und die wilde Platzsuche ging los. Geehrt wurde das Duo dennoch durch Applaus. Natürlich kein Vergleich zu dem späteren Lärm, welcher für Rammstein gemacht wurde.
Anfangs nur schwer zu erkennen, wurde im Laufe des Auftritts doch langsam klar: es sollten Rammstein-Songs sein, die von Abélard gecovert wurden. Wenn man den Rammstein-Song jedoch nicht kannte, war es schwer die Melodie überhaupt zu finden. Am Ende war es dann doch ein guter Mix aus alten und neuen Songs: Mutter, Engel, Du riechst so gut, Zeit, Frühling in Paris, Sonne, Deutschland, Du hast.
Als das Duo die Bühne verließ, fing ein großer Teil der Menge das johlen an „heyohhh“. Zur Überbrückung der Wartezeit, hatte sich eine Laola.Welle losgetreten. Rings ums Stadion, weil hinter der Bühne eine Lücke ist, kürzt die Laola über das Infield ab. Nach sieben Runden schwankte das Ganze um in ein wildes Klatschen im ganzen Stadion. Gefolgt von noch einer Runde Laola-Wellen. Für eine kurzen Moment stieg die Euphorie, als es einen kleinen Soundcheck am Schlagzeug gab. Diesem folgten weitere drei Runden Laola-Wellen.
Rammstein
Auf einmal waren Schreie und Gekreische aus dem Publikum zu hören. Warum? Es bestand endlich Blickkontakt zu den Bandmitgliedern, als diese das Stadion betraten. Ein paar letzte Vorbereitungen noch, dann ging es auch schon los.
Das Große Display in der Mitte der Bühne fuhr nach oben, das Rammstein-Logo leuchtete auf, die ersten Töne waren zu hören. Zahlreiche Fans auf der Tribüne standen auf, was einen fast schon andächtigen Moment kreierte. Nach einer kurzen Video-Sequenz mit Sänger Till, fuhr dieser unter dem Display heraus mit einem Aufzug hinunter zur Bühne. Die restliche Bühne fuhr aus dem Boden empor.
Gleich zum ersten Song „Manche führen, manche folgen“ suchten sich schwarze Rauchsäulen ihren Weg gen Himmel. Zum Abschluss des Songs folgte eine große Pyro-Explosion, welche die komplette Bühne in Rauch hüllte. Ein brillanter Start! Es folgte der Song „Links 234“. Keyboarder Flake dabei natürlich wieder fleißig auf dem Laufband.
Dass die Show ausverkauft war, war deutlich zu sehen. Aufgrund diverser Schlagzeilen viele zurückgegebene Tickets? Schwer zu glauben, denn Lücken in den Fan-Reihen suchte man vergebens. Hier wurde definitiv deutlich, dass Rammstein-Fans sehr gut unterscheiden können zwischen personenbezogenen Zeitungsberichten und dem, was an diesem Abend wirklich wichtig war und alle anwesenden verband: die Musik.
Später folgte der Song „Sehnsucht“, welcher gut untermalt wurde mit Pyrotechnik im Rhythmus, was das Publikum zugleich mit anstachelte passend mitzuklatschen. Spätestens bei „mein Herz brennt“ fiel auf, wie textsicher das Publikum war. Till lies viele lange Lücken in seinem Gesang, sodass man das Publikum besser hören konnte. Und auch die Pyro zeigte wieder vollen Einsatz. Eine rote Rauchwand am Anfang und Flammensäulen in der Mitte des Songs, bis hin zu Flammen, welche Frontmann Till aus der Brust loderten.
Langsam wurde es nun Zeit für ein paar weitere Requisiten auf der Bühne. Ein großer, stählerner Kinderwagen fuhr auf die Bühne. Rammstein-Kenner wussten genau was nun folgte: der Song „Puppe“. Als Till der Puppe den Kopf abriss, im Song, loderten Flammen aus dem Kinderwagen empor. Zum Ende des Songs ergoss sich ein gewaltiger Schwall schwarzes Konfetti über die Menge. Ein gigantischer Anblick!
Zum Song „Zeit“ war wieder sehr deutlich die Textsicherheit des Publikums zu bemerken. Optisch passend untermalt von vielen Handy-Lichtern, welche im Publikum erstrahlten. Nach so viel Hard Rock musste nun aber auch erst einmal eine Pause für die Instrumente sein. Die Band warf sich „in Schale“ und erschien als Strichmännchen verkleidet wieder auf der Bühne um zu Techno/Dupstep zu tanzen. Was zugleich als passende Überleitung zu den Song „Deutschland“ genutzt wurde.
Natürlich durfte der große Kochtopf, in welchen Flake ganz gut rein passt, nicht fehlen. Auch hier war allen sofort klar, das der Klassiker „Mein Teil“ nun folgte. Aber für ein wenig Abwechslung, für alle, welche die Shows aus den vergangenen Jahren bereits kannten, hatte die Band noch ein Ass im Ärmel: die üblichen Flammenwerfer reichten diesmal nicht aus, um Flake einzuheizen. Es wurden mehr! Und der größte Flammenwerfer hatte Ausmaße, dass er Räder benötigte. Anders wäre er nicht mehr zu transportieren.
Es folgte „Du hast“. Selbstverständlich auch wieder mit passenden Flammensäulen zum Refrain und Feuerregen zum instrumentalen Part im Song. Das Meer aus Handy-Displays im Publikum war kaum zu übersehen. Es gab viele, die sich so ein Stück des Abends mit nach Hause nehmen wollten. „Sonne“ war wohl einer der ältesten Songs auf der Setlist, unterstützt von dichten Flammensäulen, deren Rauchschwaden die Scheinwerfer gut in Szene setzten.
Danach sah es fast schon nach dem Ende der Show aus, als die Band sich verneigte. Stille von der Bühne. Derweilen zeigte die Fan-Cam vereinzelte Besucher auf den großen Bühnen-Displays. Das war für viele sicher ein tolles Gefühl, sich selbst auf der Bühne zu sehen.
Dem Aufruf die Handy-Lichter einzuschalten folgten gefühlt alle Fans sofort. Und mitten im so entstandenen Lichtermeer tauchten Rammstein und Abélard auf der zweiten Bühne auf, um gemeinsam „Engel“ zu spielen. Für diejenigen wenigen im Publikum, die den Text nicht kannten, war dieser auch groß auf der Bühne zu lesen. So gelang es, dass das gesamte Stadion mit einstieg und alle gemeinsam, Band, Vorband und Publikum „Engel“ sangen.
Um wieder zur Bühne zu gelangen, segelten Rammstein auf Schlauchboten über das Publikum. Auch weitere pyrotechnische Klassiker durften nicht fehlen. So hatte Till bei dem Song „Du riechst so gut“ seinen Funken-Bogen dabei. Aber auch neue Elemente wie die beiden Gitarristen mit feuersprühenden Armen begeisterten die Fans.
Als kleinen Dank an die Fans beendete Till den Song „Ohne dich“ mit den Worten: „Ohne euch“. Natürlich durfte auch der Feuerstrahlen-Rucksack beim Song „Rammstein“ nicht fehlen. Und die Gitarristen begeisterten mit Flammenwerfer an den Gitarren. Allgemein hatte Rammstein deutlich mehr an Pyrotechnik im Gepäck als beispielsweise noch im Jahr 2018.
Zum Ende verabschiedete sich dich Band mit dem Song „Adieu“ von ihrem Publikum. Zum Ende des Songs hieß es noch „Die Zeit mit euch war schön“ und weißer Konfetti-Regen untermalte das Ende der Show. Als letztes richtete Till das Wort noch einmal an das Publikum: „München, wir sind dankbar dass ihr da seid“. Anschließend fand sich die Band zu einem abschliessenden Gruppenkuscheln ein, um danach mit dem Aufzug hoch über die Bühne zu fahren. Mit einem lauten Knall endete das Konzert und vom Band laufende Rammstein-Songs geleiteten die Fans aus dem Stadion.
So ging mal wieder ein großartiges Konzert von Rammstein zu Ende und wir sind schon gespannt auf ihre nächste Tour.