Auch für Metaller muss es nicht immer die pure Härte sein. Auch ruhige Musik kann ab und zu mal richtig schön sein. So war an diesem Donnerstag Abend das Akustik-Konzert der niederländischen Sängerin Anneke van Giersbergen (Ex-The Gathering, häufiger Gast bei Ayreon) eine tolle Abendplanung.
In der bestuhlten Backstage Halle hatten sich auch einige Fans eingefunden, hauptsächlich aus dem Metalbereich. Leider war es aber alles andere als voll. Schwer nachvollziehbar, anhand dem, was noch kommen sollte.
Nachdem der Tour-Support noch vor dem Tourstart abgesprungen war, sollte es zunächst mit einem nicht namentlich bekannten, lokalen Support losgehen. Dieser fiel jedoch ohne Ankündigung aus. Oder wurde für München gar nicht erst gebucht.
Anneke van Giersbergen
Jedenfalls betrat Anneke van Giersbergen eine halbe Stunde nach offiziellem Konzertbeginn die Bühne, griff sich ihre Akustikgitarre, und begann ihre intime Show mit „Beautiful One“. Ein toller Start, bei dem die Niederländerin ihre Stimme gleich voll zur Geltung bringen konnte. Mit zwei Songs vom neuen Album „The Darkest Skies Are the Brightest“ („Love You Like I Love You“, „Agape“) ging es dann ebenso toll weiter.
Auch wenn Anneke versprach, wegen vielfacher Fanwünsche heute hauptsächlich eigene Songs zu spielen, gab es gelegentlich auch immer wieder tolle Coversongs wie „Running Up That Hill (A Deal With God)“ von Kate Bush zu hören. Zwischen den Songs erzählte die Niederländerin immer wieder spannende Anekdoten zu den Songs. Beim wunderschönen „My Mother Said“ berichtete sie von einer Situation, bei der sie den Song, den sie über Ihre Mutter geschrieben hatte, zusammen mit ihrem Sohn spielte, was für sie sehr emotional war.
Ein Lied von ihrer Ex-Band The Gathering („Saturnine“) durfte natürlich auch nicht fehlen. Danach folgte das ungewöhnlich rhytmusorientierte „Lo and Behold“. Weiter ging es mit zwei Coverversionen von Devin Townsend Project („Ih-Ah!“) und der von ihr als „best band in the world“ bezeichneten Pink Floyd („Wish You Were Here“). Letzteres wurde von den Fans fleißig mitgesungen, was Anneke sehr freute. Das anschließende „Valley of the Queens“ von Ayreon war eigentlich kein Cover, weil Anneke auch im Original den wunderbar traurigen Gesang übernommen hatte. Fantastisch!
Das für alle überraschend erfolgreiche, und eigentlich nur aus Spaß geschriebene „I Saw a Car“ sorgte ebenfalls für Begeisterung. Interessant wurde es dann bei „Mental Jungle“, bei dem im Original mehrere Teile von einem türkischen Gastsänger gesungen wurden. Anneke fragte vor dem Song nach türkischsprechenden Fans, wobei ihr einer bestätigen konnte, dass sie die türkischen Teile hervorragend gesungen hatte.
Leider neigte sich die Show schon dem Ende. Anneke kündigte gleich an, dass sie nicht, wie eine Diva von der Bühne gehen würde, obwohl sowieso klar wäre, dass sie für die Zugabe wieder zurückkommen würde. So gab es noch das tolle „Hurricane“ und das ruhige „Weary“ zu hören, bei dem Anneke ihre Gitarre so speziell gestimmt hatte, dass sie Akkorde und Melodien gleichzeitig spielen konnte. Ein tolles Ende!
So konnten die wenigen Zuschauer, die an diesem Abend in das Backstage gekommen waren, sich glücklich schätzen, dass sie diese außergewöhnliche Show erleben durften. Viele andere Bands, die es trotz guter Musik und mehrerer Mitglieder nicht schaffen, das Publikum so in den Bann zu ziehen, wie es Anneke komplett alleine mit ihrer Akustikgitarre heute gezeigt hatte, dürfen sich auch gerne eine Scheibe davon abschneiden!
Weitere Fotos des Abends findet ihr auf unserer Facebook-Seite sowie bei 81ZombiePictures.
Bericht: Raphael