Ihr seid im September auf dem Wolfszeit Festival aufgetreten. Wie ist es, in Zeiten, in denen selbst Konzerte eine Seltenheit sind, auf einem Festival spielen zu dürfen?
Hallo liebes Metal Affair-Team und hallo an alle alle Metalheads! Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gestartet und ich wünsche uns allen ein besseres Jahr, als das abgelaufene! Hoffen wir, dass wir spätestens ab Mitte 2021 wieder etwas Normalität begrüßen dürfen.
Das Wolfszeit Festival war für uns das einzige Festival in 2020 und vor daher etwas ganz besonderes. Wir möchten uns nochmals bei allen bedanken, die das Festival überhaupt erst möglich gemacht haben und vor allem bei allen anwesenden Fans, die sich an die Hygieneregeln gehalten haben. Nur so war es überhaupt möglich, den kompletten Festivalablauf zu gewährleisten.
Naja, wir waren schon etwas „eingerostet“, aber auch ganz schnell wieder mitten drin im Geschehen. Es war sehr schön die große Anzahl von Fans (bei diesem Sauwetter), darunter auch viele Bekannte und Freunde, vor der Bühne zu sehen. Es war einfach ein schönes Gefühl wieder live auf der Bühne stehen zu dürfen, dafür sind wir sehr dankbar!
Viele eurer Texte befassen sich mit eurer Heimat, dem Bergischen Land. Was macht diese Region so besonders, dass es sich lohnt, Songtexte darüber zu schreiben?
Das Bergische Land hat eine lange geschichtliche Vergangenheit, ich denke, dass vielen der Begriff „die Schlacht von Worringen“ etwas sagen wird. Aber nicht nur diese historisch valide Schlacht, sondern viele weitere Mythen und Erzählungen prägen die Geschichte des Landes. Doch wie es eben bei Mythen und Sagen immer so ist, man weiß nie, ob es sich wirklich so zugetragen hat, aber genau dieser Interpretationsrahmen macht es für mich spannend und bietet somit den „Stoff“ für unsere Texte.
Darüber hinaus bietet das Bergische Land auch optisch einiges, die weiten grünen Wälder, Täler und die Vielzahl an historischen Orten (bspw. Schloss Burg, Schloss Hardenberg, die Talsperren, Burgruinen, die Müngstener Brücke usw.) erzählen ihre eigenen Geschichten. Zudem sind die Bergischen von jeher ein aufrichtiges, unbeugsames und treues Volk über das man gerne eine Ode verfasst!
Am Anfang eurer Karriere habt ihr noch überwiegend englische Texte verwendet. Was war der Grund, zur deutschen Sprache zu wechseln?
Viele Bands in der Metalszene singen und texten in ihrer Heimatsprache und das haben wir für uns auch irgendwann entschieden. Zudem ist die deutsche Sprache eine eher harte Sprache und unserer Musik, als auch der Metalmusik im allgemeinen, dementsprechend noch zuträglicher. Ich persönlich finde es zudem einfacher, die Gefühle, Aussagen und geschichtlichen Geschehnisse, die ich mit meinen Texten transportieren/erzählen möchte, den Menschen in der deutschen Sprache authentisch näherzubringen. Englisch ist für mich oftmals zu viel „Wischi-Waschi“ und sprachlich zu weich. ‚Auf in die Schlacht’ klingt einfach martialischer und dezidierter als ‚Onwards into the battle’. Bei zweitem würde ich denken, dass eine Pfadfindergruppe zum Pilzesammlen aufbricht 😉
In der Band tretet ihr nicht unter euren echten Namen auf, sondern unter Pseudonymen. Wie habt ihr diese ausgesucht und was bedeuten sie?
Ja, diese Frage gehört einfach dazu ☺ Als wir uns im Laufe des Jahres 1996 (mal wieder) beim Apfelkorn-Tag in unserer Lieblingskneipe getroffen haben, war für uns klar; wir müssen irgendwas finden womit wir die Frauen beeindrucken können.
A) Wir gründen eine Band,
B) wir machen Metal,
C) mit Namen wie Markus, Armin, Andreas, Carsten oder Mark, hauste keine Frau vom Hocker. Daher mussten D) unsere Künstlernamen her.
Einige haben dabei eine Bedeutung, wie bspw. Ziu (der Kriegsgott der Germanen), Askar (Ask = der erste Mensch/ar = der Krieger, somit der erste Krieger), andere wiederum nicht, die klangen einfach nur cool. Heute ist es so, dass die Namen irgendwie zu unserem Leben dazu gehören, wir auch außerhalb der Band damit angeredet werden. Wir haben da absolut keine Probleme mit, es ist doch eher eine stückweite Anerkennung, wenn man uns mit unseren Bandnamen ruft. Soviel können wir damit anscheinend nicht falsch gemacht haben. Und was soll ich sagen, auch mit den Frauen hat es uns ganz gut erwischt, ob es an den Namen lag???
Euer vorletztes Album Vintar ist ein Konzeptalbum, dass sich vollständig an der nordischen Mythologie orientiert. Plant ihr, irgendwann ein weiteres Konzeptalbum aufzunehmen oder war das eine einmalige Sache?
Unser bisher einziges Konzeptalbum war Tenkterra, welches sich mit den Germanischen-Stämmen rund um das Bergische Land und den römischen Invasoren befasste. Du hast allerdings vollkommen recht damit, dass sich das Thema ‚Nordische Mythologie’ wie ein roter Faden durch all unsere Alben spinnt. Ob sich für uns ein Konzeptalbum ergibt oder nicht, das planen wir nicht im Voraus, sowas entwickelt sich bei uns im Zuge des Songwriting Prozesses. Es hängt für uns von vielen Faktoren ab, welche Marschrichtung wir sowohl musikalisch als auch lyrisch einschlagen. Allerdings legen wir uns nie im Vorfeld 100%ig auf ein Produkt fest, welches wir dann versuchen zu produzieren. So funktioniert Obscurity einfach nicht. Demnach kann es gut möglich sein, dass wir nochmal ein Konzeptalbum herausbringen. Wie gesagt, der musikalische als auch der thematische Rahmen müssen passen.
Zwei eurer älteren Alben, „Bergisch Land“ und „Schlachten & Legenden“ sind sowohl auf eurer Homepage, als auch bei anderen Shops ausverkauft. Werdet ihr diese Alben irgendwann wieder veröffentlichen, um auch neuen Fans zu ermöglichen, eure komplette Diskographie zu erwerben?
Das ist (leider) richtig und seit Mitte 2020 ist auch das Thurisaz Album vergriffen. Ich kann dir, Stand heute, leider nicht sagen, ob wir die Alben nochmal auflegen, da wir die Produktion aus eigener Tasche zahlen müssten. Es gibt allerdings einige Anfragen, die wir bisher so bedienen: Ich brenne eine Originalkopie von den vergriffenen Alben, diese wird dann von uns auf dem CD-Rohling signiert. Dazu versende ich die Original Druckdateien, sodass man ein „Semi-Original“ in den Händen hält. Das Ganze ist kostenlos. Vllt lassen wir die vergriffenen Alben mal als LP neu auflegen, in diesem Bereich steigt die Nachfrage stetig.
Habt ihr ein Lieblingsalbum in eurer Diskographie?
Nein, ein Lieblingsalbum hat niemand von uns. Jedes unserer Alben, aber auch die beiden Demos, haben für uns persönlich eine große Bedeutung und spiegeln die musikalische, aber auch persönliche Entwicklung der Band wieder. Auch hat jedes Album seine starken, aber auch schwachen Momente. Es gibt für uns auch kein Album, wo wie sagen würden: „Mmh, das hätten wir uns besser mal geklemmt!“. Ich glaube aber, dass die beiden bedeutsamsten Alben ‚Várar’ und ‚Tenkterra’ sind. Die Jahre 2007 bis 2010 waren ein Wendepunkt für uns und die beiden Alben haben uns zu seinerzeit als Band stärker geprägt als andere Alben. Unser neues Album ‚Skogarmaors’, welches im ersten Quartal 2021 erscheinen wird, wird sich vermutlich in die Reihe der bedeutsamsten Alben einreihen, soviel darf ich verraten.
Ihr werdet regelmäßig mit Amon Amarth verglichen. Stört euch dieser Vergleich, oder stimmt ihr dem zu?
Der Vergleich stört uns nicht, es ist doch vielmehr eine Ehre mit den absoluten Platzhirschen in diesem Bereich verglichen zu werden. Allerdings können wir diesem nicht wirklich zustimmen. Sicherlich gibt es musikalische Berührungspunkte, sei es die tragenden Melodien, die Lyrics und auch gesangliche Anlehnungen. Wobei ich mich nicht mit Johan vergleichen möchte/kann, dafür sind wir doch zu unterschiedlich und haben beide unseren eigenen Gesangstil und unsere eigene Stimmcharakteristik. Auch musikalisch sehe ich uns weniger als Amon ‚Abklatsch’, dafür sind wir auch musikalisch zu unterschiedlich unterwegs. Ich glaube einfach, dass wir ein größeres musikalisches Spektrum abbilden und uns nicht rein auf den Melodic-Death-Metal beschränken. Technisch stehen AA für mich sowieso außer Frage und sie haben es absolut verdient auf dem Death-Metal Thron zu sitzen. Es gibt viele Bands, die versuchen AA zu kopieren, es bleiben aber leider auch nur „leere“ Kopien, ohne eigene musikalische Seele als auch ohne eigenen musikalischen Stil. Das ist nicht unser Anspruch. Ich glaube allerdings, sollte es irgendwann mal eine gemeinsame Tour Amon Amarth und Obscurity geben, wird das ein verdammt starkes Line up, da wir uns musikalisch perfekt ergänzen werden. Die Mischung AA vs Obscurity wäre schon brachial und ich glaube, ein Duett Johan vs Agalaz hätte seinen eigenen Charme ☺
Welche anderen Bands haben euch im Laufe eurer Karriere beeinflusst?
Das ist bei jedem von uns recht unterschiedlich und lässt sich nicht pauschalisieren. Ich selbst komme eher aus dem Black Metalbereich, wobei unser Basser Ziu eher dem Death-/Thrashbereich erwachsen ist. Isarn und Askar sind knapp 20 Jahre jünger als wir alten Haudegen, von daher sind auch die Einflüsse andere. Ich denke dennoch, dass ich stellvertretend diese Bands nennen kann:
Hypocrisy, Immortal, Dismember, Insomnium, Amon Amarth, Slayer, Metallica, Anthrax, Maiden, Naglfar, In Flames (alte Scheiben), Metallica usw.
Bei eurem oben angesprochenen Auftritt auf dem Wolfszeit Festival habt ihr auch einen neuen Song gespielt. Könnt ihr uns schon etwas zum neuen Album verraten?
Oh, hier habe ich weiter oben schon etwas vorweggenommen. Das neue Album wird den Titel ‚Skogarmaors’ tragen und im ersten Quartal 2021 erscheinen. Auf Skogarmaors werden unsere beiden Neu-Löwen Isarn (Drums) und Askar (Gitarre) erstmal zu hören sein. Die beiden sind (live) schon länger Teil der Obscurity-Familie und haben einen großen Beitrag zum neuen Album geleistet. Bei Obscurity ist es so, dass jeder seine eigenen Ideen einbringen kann/soll und so sind, auch aufgrund der Handschrift der beiden, die Songs noch ausgereifter und abwechslungsreicher. Auch neue Einflüsse wurden (dosiert) eingebracht, was gleichzeitig auch etwas frischen Wind in unsere morschen musikalischen Knochen gebracht hat. Aber keine Sorge, auch das neue Album wird zu 100% nach Obscurity klingen, genauso wie ihr es von jedem unserer Alben erwarten könnt.
Gibt es noch etwas, das ihr euren Fans gerne sagen möchtet?
Da möchte ich gar nicht allzu viel sagen, doch zuerst möchte ich mich bei euch für das Interview bedanken. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht die Fragen zu beantworten und ich hoffe, dass ich niemanden narkotisiert oder gar vor Langeweile zum Heulen gebracht habe.
An alle Metalheads, Künstler, Musikerkollegen, Veranstalter, Tontechniker, Stage-hands, Magazine, einfach an alle Menschen, die von ihren Leistungen im Musikbereich leben: Wir hoffen, dass 2021 endlich wieder bessere Zeiten für uns alle bringen wird und dass wir möglichst viele von euch wiedersehen werden! Wir hoffen, dass alle Gastronomen und Künstler, die ihre Ladenlokale schließen mussten, überleben werden und dass unsere vollumfängliche (musikalische) Kultur und Kunst überleben wird. Haltet alle durch!!!
Sollten wir das dann noch gemeinsam mit unserem neuen Album und ein paar Bier mit euch zusammen feiern können, sind wir umso glücklicher! Danke für euren Support, in jeder Hinsicht! Eure Bergischen Löwen.
Vielen Dank Agalaz für deine Zeit und die Möglichkeit dieses Interviews.
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