Nicht viele Bands im Metalbereich abseits der ganz großen schaffen es, das Backstage Werk in München auszuverkaufen. Eine Ausnahme sind die Alternative Metaller Emil Bulls, deren Konzert in ihrer Heimatstadt bereits seit fast drei Jahren ausverkauft war.
Um nicht zu viele Fans enttäuscht und ohne Ticket zurückzulassen, wurde sogar eine zweite Show einen Tag vorher dazugebucht, die ich ebenfalls (aber privat) besucht hatte. Auch diese Show war fast ausverkauft, also hatte ich bereits einen Eindruck, was für ein Brett von einer Show mich heute erwarten würde.
Noch vor Beginn der Show war bereits zu erkennen, was für tolle, treue Fans, die Emil Bulls haben. Denn die Zusammensetzung der ersten Reihe war fast identisch, wie am Tag zuvor. Doch einen wichtigen Unterschied gab es. Während gestern als Opener Disaster Area spielten, waren heute SETYØURSAILS aus Köln am Start.
SETYØURSAILS
Mit „Ghosts“ ging es direkt furios los. Die Musik des Quartetts lässt sich schwer einordnen. Es gibt Elemente des Metalcore, aber auch des Alternative Rock. Selbst elektronische Elemente findet man bei einigen Stücken. Sängerin Jules Mitch sang zwar überwiegend klar, aber auch sehr extreme Growls gehörten zu ihrem Repertoir. Ihr größter Pluspunkt war aber ihre Bühnenpräsenz. Sie hatte von der ersten Sekunde an das Publikum in der Hand und war dabei auch noch unglaublich sympathisch. Toll!
Und damit konnte sie Stücke wie die aktuelle Single „Mirror“ alleine mit ihrer Stimme tragen. Dennoch geriet der Rest der Band nicht in den Hintergrund. Denn beim tollen Lady Gaga/Bradley Cooper-Cover „Shallow“ durfte auch Gitarrist André Alves Rodrigues ans Mikro treten. Dass es sich um die letzte Show der Tour handelte wurde dann ebenfalls deutlich. Denn als André sich sein Handtuch nehmen wollte, um sich den Schweiß abzuwischen, staubte es plötzlich sehr.
Denn die Emil Bulls hatten ihm einen Streich gespielt und sein Handtuch mit Mehl gefüllt, welches natürlich Kokain für den Rockstar darstellen sollte. Das sorgte sowohl bei der Band, als auch bei den Fans für viel Gelächter. André drohte dann im Spaß, dass es die ungestimmteste Emil Bulls-Show aller Zeiten werden würde, denn sie hätten gerade ihren eigenen Gitarrentechniker verarscht.
Wenig später erwischte es dann auch noch Bassist Nicolai Hoch, dem das Mehl direkt in seinen Ventilator geschüttet wurde. Mit „Reason“ ging es dann ebenfalls toll weiter, bevor „Fckoff“ die beeindruckende Show beendete.
Venues
Als zweites waren wie gestern bereits die Stuttgarter von Venues an der Reihe. Los ging es mit „Rite of Passage“. Der Stil war grob mit SETYØURSAILS vergleichbar, jedoch gingen Venues etwas metallastiger zu Werke, was sich auch am Einsatz von zwei Gitarren zeigte. Außerdem hatten sie mit dem männlich/weiblichen Wechselgesang von Lela Gruber und Robin Baumann ein weiteres Alleinstellungsmerkmal. Das funktionierte besonders bei Stücken wie dem Melodic Death Metal-artigen „Deceptive Faces“. Aber auch ruhigere Stücke, wie z.B. „Ignite“ klangen sehr gut. Mit „Shifting Colors“ gab es dann einen ersten Höhepunkt.
Doch auch Venues blieben nicht von Streichen der Emil Bulls verschont. Denn Lela und Robin wurde statt Wasser Vodka in manche ihrer Trinkflaschen gefüllt, was zu lustigen Situationen führte, denn sobald sie das erste Mal den Vodka erwischt hatten, kontrollierten sie ihre Getränke jedes Mal per Geruchstest. Kurz darauf wurde Lela dann von einer jungen Frau in der ersten Reihe eine Rose überreicht. Darüber freute sie sich sehr, und sie versuchte sie in einer Flasche prominent auf der Bühne aufzustellen. Leider klappte das zunächst nicht, weil die Flasche immer wieder umfiel. Erst als die Crew eine stabile Glasflasche besorge, stand die Rose stabil.
Weiter ging es dann mit dem neuen Song „Reflections“, der mit einem tollen Refrain aufwarten konnte. Auch das ebenfalls neue „Cravings“ konnte überzeugen, handelte es sich doch nach Aussage der Band um ihren bisher härtesten Song. Als vorletzen Song gab es dann das Piratenlied „Whydah Gally“. Beim letzten Stück „We Are One“ schlugen dann die Emil Bulls noch ein letztes Mal zu, denn der Vorhang, der während der Umbaupause die Bühne verdecken sollte, wurde immer wieder hoch und runter gezogen.
Emil Bulls
Doch nun war es wirklich an der Zeit für die Headliner. Es hallten bereits „Emil Bulls, Emil Bulls“-Rufe durch die Halle, als der Vorhang noch hing. Spätestens als dann das Intro „The Crown and the Ring“ (Manowar) aus den Boxen klang, war das ganze Backstage Werk auf die Bühne fokussiert, und es wurde bereits jedes Wort mitgsungen. Als dann mit „The 9th Wave“ der Vorhang fiel, gab es kein Halten mehr.
Jeder Zuschauer in der Halle drängte Richtung Bühne. Sei es auf dem Boden, oder in der Luft (als Crowdsurfer). Bei „The Age of Revolution“ sang dann die ganze Halle den Refrain mit. Frontmann Christoph von Freydorf hielt auch immer wieder mitsingenden Fans das Mikro hin. Der Songtitel des folgenden „Euphoria“ beschrieb die Stimmung in der Halle perfekt. Schwer vorstellbar, wie sich das noch steigern sollte. Doch der Klassiker „The Devil and the Deep Blue Sea“ schaffte das spielend leicht.
Anschließend schnappte sich Christoph eine Gitarre, denn nun gab es uralte Songs zu hören. Als erstes kam „Smells Like Rock‘n‘Roll“. Dann holte Christoph einen Fan auf die Bühne, der nach eigener Aussage noch nie ein Instrument in der Hand hatte. Darauf legte er dessen Hand auf den Gitarrenhals und platzierte die Finger passend zum ersten Akkord von „Leaving You With This“. Anschließend gab es den ebenfalls alten Song „It‘s High Time“ zu hören. Ab jetzt kamen die Hits Schlag auf Schlag. Bei „Here Comes the Fire“ explodierte das Publikum fast, so fantastisch war die Stimmung.
Weitere Hits wie „Not Tonight Josephine“ oder „Hearteater“ steigerten das Ganze nochmal. Bei „Nothing in This World“setzte sich das ganze Publikum auf den Boden, was gar nicht so einfach war, weil es so voll war. Währenddessen sangen alle den Refrain in Dauerschleife. Dann folgte auch schon der letzte Song des regulären Sets, die Halbballade „Winterblood (The Sequel)“. Hierzu gab es eine tolle Lasershow auf der Bühne.
Doch kaum hatte die Band die Bühne verlassen, setzten schon die Zugaberufe ein. Zunächst betraten nur Christoph und Gitarrist Bocko die Bühne. Bocko spielte das Introriff von „Wolfsstunde“. Christoph scherzte, dass Bocko das Riff pausenlos fehlerfrei spielen könne, sein Rekord läge bei 47 Minuten. Er sagte auch, dass die Band erst weiterspielen würde, wenn er den ersten Fehler machte.
Daraufhin versuchten Band und Crew mit den skurrilsten Aktionen ihn zu einem Fehler zu bewegen. Darunter war das Färben und Frisieren seines Bartes, sowie das Exenlassen von Bier. Am Tag zuvor konnte ihn ein weiblicher Fan durch das zeigen ihrer Brüste ablenken, doch heute schien es aussichtslos.
Erst als Christoph seiner Gitarre den Stecker zog, hörte er wieder auf. Dann kam der Rest der Band dazu und das Intro ging wie immer in den Song „Ad Infinitum“ über. Ein weiterer Höhepunkt war dann „Man or Mouse“, bei dem die gesamte Halle hoch und runter sprang. Doch nachdem die Emil Bulls ihren Vorbands immer wieder Streiche gespielt hatten, war natürlich klar, dass sie selbst nicht davon verschont bleiben würden.
Denn beim folgenden Song, dem Destiny‘s Child-Cover „Survivor“ sollte eigentlich Venues-Sängerin Lela als Gast auftreten. Doch die theatralische Ansage von Christoph, der einen Engel als Gast ankündigte, lief in Leere, denn statt Lela betrat ein männliches Crewmitglied im Kapuzenpulli die Bühne und sang einen Teil des Songs. Christoph konnte sich vor Lachen kaum einkriegen. Nach der Hälfte des Songs kam Lela dann schließlich doch noch auf die Bühne. Der abermals letzte Song „Pants Down“ wurde dann von der Crew und den Vorbands wörtlich ausgelegt, denn sie stürmten alle in Unterhose die Bühne und feierten den Song ab.
Doch auch nachdem die Band ein weiteres Mal die Bühne verlassen hatte, wollten die Fans noch mehr. Und natürlich bekamen sie mehr. Zuerst gab es die wunderschöne Ballade „I Don‘t Belong Here“ zu hören. Jedoch wurde der Song in der Mitte unterbrochen. Denn nun wurde Tourmanager Timo auf einem Skateboard auf die Bühne geschoben, und mit einen Spielzeugpresslufthammer bearbeitet. Dann wurde er aufgefordert, von der Band begleitet, sein Lieblingslied „Presslufthammer Bernhard“ von Torfrock zu singen. Das sorgte nochmal für viel Spaß bei allen beteiligten, bevor der letzte Refrain von „I Don‘t Belong Here“ den Song beendete.
Mit „The Jaws of Oblivion“ ging es dann weiter. Doch die Fans forderten ein weiteres Cover. Nämlich „Take On Me“ von a-ha. Und natürlich kam die Band dem nach, bevor es mit „When God Was Sleeping“ noch einen eigenen Song gab. Das wirklich letzte Stück „Worlds Apart“ kündigte Christoph dann mit den Worten „Jetzt wird nur noch zerfickt“ an. Und er sollte Recht behalten, denn das Publikum gab noch ein letztes Mal alles, einschließlich Wall of Death.
So ging nach fast zweieinhalb Stunden eines der besten Konzerte des Jahres zu Ende und die Vorfreude auf das bereits angekündigte nächste Emil Bulls-Konzert in München in einem Jahr bleibt.
Fotos des Abends:
English Version:
Not many bands in the metal field aside from the really big ones manage to sell out the Backstage Werk in Munich. An exception are the alternative metallers Emil Bulls, whose concert in their hometown was already sold out for almost three years.
In order not to leave too many fans disappointed and without a ticket, they even added a second show a day before, which I also attended (but privately). This show was also almost sold out, so I already had an impression what kind of a board of a show would expect me today.
Even before the show began, it was already apparent what great, loyal fans, the Emil Bulls have. Because the composition of the front row was almost identical, as the day before. But there was one important difference. While yesterday Disaster Area played as opener, today SETYØURSAILS from Cologne were at the start.
SETYØURSAILS
With „Ghosts“ they started furiously. The music of the quartet is hard to classify. There are elements of metalcore, but also of alternative rock. Even electronic elements can be found in some tracks. Singer Jules Mitch sang mostly clear, but also very extreme growls were part of her repertoire. But her biggest plus point was her stage presence. She had the audience in the palm of her hand from the first second and was also incredibly likeable. Great!
And with that, she was able to carry pieces like the current single „Mirror“ with her voice alone. Nevertheless, the rest of the band did not get into the background. For the great Lady Gaga/Bradley Cooper cover „Shallow“ guitarist André Alves Rodrigues was also allowed to step up to the microphone. The fact that this was the last show of the tour also became clear. Because when André wanted to take his towel to wipe off the sweat, it was suddenly very dusty.
Because the Emil Bulls had played a trick on him and filled his towel with flour, which of course was supposed to be cocaine for the rock star. This caused a lot of laughter from both the band and the fans. André then jokingly threatened that it would be the most out-of-tune Emil Bulls show ever, because they had just pranked their own guitar technician.
A little later, bassist Nicolai Hoch was also caught, having flour poured directly into his fan. With „Reason“ it went on great as well, before „Fckoff“ ended the impressive show.
Venues
Second up, as yesterday, were the Stuttgart guys from Venues. They started with „Rite of Passage“. The style was roughly comparable with SETYØURSAILS, but Venues were a bit more metal-heavy, which was also evident in the use of two guitars. In addition, they had another unique selling point with the male/female alternating vocals of Lela Gruber and Robin Baumann. This worked especially well on tracks like the melodic death metal-esque „Deceptive Faces.“ But also quieter pieces, like „Ignite“ sounded very good. With „Shifting Colors“ there was then a first highlight.
But also Venues were not spared from pranks of the Emil Bulls. Because Lela and Robin were filled with Vodka instead of water in some of their drinking bottles, which led to funny situations, because as soon as they got the Vodka for the first time, they checked their drinks by smell test every time. Shortly after, Lela was then presented with a rose by a young woman in the front row. She was very happy about that, and she tried to put it in a bottle prominently on stage. Unfortunately, this didn’t work at first because the bottle kept falling over. Only when the crew got a stable glass bottle, the rose stood stable.
The show continued with the new song „Reflections“, which had a great chorus. Also the also new „Cravings“ could convince, it was according to the band their hardest song so far. The last song was the pirate song „Whydah Gally“. During the last song „We Are One“ the Emil Bulls hit the stage for the last time, because the curtain, which should cover the stage during the break, was pulled up and down again and again.
Emil Bulls
But now it was really time for the headliners. There were already „Emil Bulls, Emil Bulls“ shouts echoing through the hall while the curtain was still hanging. At the latest when the intro „The Crown and the Ring“ (Manowar) sounded from the speakers, the whole backstage factory was focused on the stage and every word was sung along. When the curtain fell with „The 9th Wave“, there was no holding back.
Every spectator in the hall pushed towards the stage. Be it on the floor, or in the air (as crowdsurfer). During „The Age of Revolution“ the whole hall sang along with the chorus. Frontman Christoph von Freydorf also held out the microphone to fans who were singing along. The song title of the following „Euphoria“ described the mood in the hall perfectly. Hard to imagine how this should increase. But the classic „The Devil and the Deep Blue Sea“ managed that easily.
Afterwards Christoph grabbed a guitar, because now there were ancient songs to listen to. First came „Smells Like Rock’n’Roll“. Then Christoph brought a fan on stage who, according to his own statement, had never held an instrument before. Thereupon he put his hand on the guitar neck and placed the fingers fitting to the first chord of „Leaving You With This“. Afterwards there was the also old song „It’s High Time“ to hear. From now on the hits came one after the other. During „Here Comes the Fire“ the audience almost exploded, so fantastic was the atmosphere.
Further hits like „Not Tonight Josephine“ or „Hearteater“ increased the whole thing again. During „Nothing in This World“ the whole audience sat down on the floor, which was not so easy because it was so crowded. Meanwhile everyone sang the chorus in continuous loop. Then the last song of the regular set followed, the half ballad „Winterblood (The Sequel)“. For this there was a great laser show on stage.
But as soon as the band left the stage, the calls for the band started. At first only Christoph and guitarist Bocko entered the stage. Bocko played the intro riff of „Wolfsstunde“. Christoph joked that Bocko could play the riff flawlessly without a break, his record being 47 minutes. He also said that the band would only continue playing when he made the first mistake.
As a result, the band and crew tried to get him to make a mistake with the most bizarre actions. Among them was dyeing and hairdressing his beard, as well as letting him exhale beer. The day before, a female fan managed to distract him by showing her breasts, but today it seemed hopeless.
Only when Christoph pulled the plug on his guitar, he stopped again. Then the rest of the band joined in and the intro went into the song „Ad Infinitum“ as usual. Another highlight was then „Man or Mouse“, where the whole hall jumped up and down. But after the Emil Bulls had played tricks on their supporting bands again and again, it was of course clear that they themselves would not be spared.
Because during the following song, the Destiny’s Child cover „Survivor“, Venues singer Lela was actually supposed to appear as a guest. But Christoph’s theatrical announcement of an angel as guest came to nothing, because instead of Lela a male crew member in a hoodie entered the stage and sang part of the song. Christoph could hardly contain himself from laughing. After half of the song Lela finally came on stage. The last song „Pants Down“ was interpreted literally by the crew and the supporting bands, because they all stormed the stage in their underpants and celebrated the song.
But even after the band left the stage one more time, the fans still wanted more. And of course they got more. First there was the beautiful ballad „I Don’t Belong Here“. However, the song was interrupted in the middle. Because now tour manager Timo was pushed onto the stage on a skateboard, and worked on with a toy jackhammer. Then he was asked, accompanied by the band, to sing his favorite song „Presslufthammer Bernhard“ by Torfrock. This again provided a lot of fun for all involved, before the last chorus of „I Don’t Belong Here“ ended the song.
With „The Jaws of Oblivion“ the show continued. But the fans demanded another cover. Namely „Take On Me“ by a-ha. And of course the band complied, before there was one more own song with „When God Was Sleeping“. Christoph then announced the really last piece „Worlds Apart“ with the words „Now it’s just going to get fucked up“. And he should be right, because the audience gave everything one last time, including Wall of Death.
So after almost two and a half hours one of the best concerts of the year came to an end and the anticipation for the already announced next Emil Bulls concert in Munich in one year remains.