Hell Boulevard 2022 München

Hell Boulevard – 24.09.2022 – Backstage München

Es ist spannend, wie eine Szene Bands verschiedener Genres zusammenschweißen kann. So wirkte es doch schon etwas verwunderlich, dass eine Industrial Metal/Metalcore-Band wie Soulbound mit einer Gothic Rock-Band wie Hell Boulevard auf Tour ging. So wirkt die Musik der beiden auf den ersten Blick doch ziemlich konträr. Ob das bei ihrer Show im Backstage Club in München funktionieren konnte?

Soulbound

Soulbound – 24.09.2022 – Backstage München – Photos: © Metal Affair

Es ging schon ungewöhnlich los, denn gleich zu Beginn betrat Hell Boulevard-Sänger Matteo „vDiva“ Fabbiani die Bühne, um seine Vorband als Main Act anzukündigen. Doch schnell überließ er den Bielefeldern von Soulbound die Bühne, die sich über diese humorvolle Ankündigung sehr freuten.

Mit „Toxic“ ging es direkt rhythmisch los. Musikalisch gab es hier eine Mischung aus Rammstein (mit deutlich besserem Gesang) und härterem, wie Fear Factory zu hören. Frontmann Johannes Stecker pendelte zwischen Screams und sehr melodischem Gesang. Das funktionierte besonders bei eingängigen Stücken wie „Addicted to Hell“ oder besonders „Devil“ hervorragend. Das sah auch das Publikum so. In der ersten Reihe waren sogar mehrere Fans, die die Texte Wort für Wort mitsingen konnten. Das freute auch die Band sehr, sodass Sänger Johannes gelegentlich sogar für längere Teile sein Mikro Fans zum Singen hinhielt.

Zwischendurch erzählte er auch einiges über die Band. Unter anderem erklärte er, warum Soulbound als musikalisch deutlich andere Band, auf dieser Tour dabei waren. Die Band war wohl eher zufällig in die schwarze Szene gerutscht und dort so gut aufgenommen worden, dass sie mittlerweile hauptsächlich in diesem Bereich unterwegs sind und auch mit anderen vergleichbaren Bands tourt.

Weiter ging es dann mit dem härtesten Song des Abends, „Fuck You“, bevor es mit einem weiteren Kracher („Alive“) zu Ende ging. Trotz des Genreunterschiedes ein sehr starker Auftritt. Gerne mehr davon!

Hell Boulevard

Hell Boulevard – 24.09.2022 – Backstage München – Photos: © Metal Affair

Dann war es auch schon Zeit für Hell Boulevard. Leider legte das Schweizer Quartett eher unvorteilhaft mit dem eher schwächeren, langsamen Song „I Should Be Dead By Now“ los. Dazu kam ein eher suboptimaler Sound. Doch dieser Beginn wurde direkt im Anschluss mit dem tollen „To Hell And Beyond“ vergessen gemacht.

Klassiker wie „Love Is Dead“ taten ihr übriges, dass die eben noch vermisste Stimmung inzwischen voll da war. Doch auch mit ruhigeren Songs („Ropes and Candies“) konnten Hell Boulevard das Münchner Publikum vollständig überzeugen. 

Frontmann vDiva entsprach glücklicherweise überhaupt nicht seinem Künstlernamen, sondern wirkte immer sehr sympathisch und zu Scherzen aufgelegt. Außerdem ließ er kaum eine Gelegenheit aus, auf den tollen Auftritt von Soulbound hinzuweisen, die sich die Show von Hell Boulevard zeitweise aus dem Publikum ansahen.

Einen der Höhepunkte gab es dann mit „Satan in Wonderland“, einem der härtesten Songs der Band. Eine Überraschung gab es dann, als vDiva ankündigte, dass sie den nächsten Song gar nicht mochten, ihn aber nur den Fans zuliebe spielen. Und zum Glück taten sie das auch, denn bei diesem Song handelte es sich um ihren mit Abstand besten Song, die wunderschöne Ballade „All I‘ve Lost“.

Zwischendrin verließ Bassist Dee Dammers die Bühne, um sich die Performance der restlichen Band vom sich oben befindlichen Balkon anzusehen. Das führte zu einer sehr lustigen Situation, als vDiva die im Refrain immer wieder vorkommende Textzeile „Come back, come back!“ auf ihn bezog. Am Ende durfte dann das Publikum lautstark den Refrain singen. Gänsehaut pur! Mit zwei Songs von neuen Album (Titeltrack „Not Sorry“ und „Speak of the Devil“) ging es dann weiter.

Ebenfalls eine tolle Atmosphäre erzeugte das „Liebeslied“ „Dead Valentine“. Mit dem ältesten Song der Band, „Hangover from Hell“ war das reguläre Set dann leider auch schon vorbei. Doch die begeisterten Fans wollten natürlich mehr. Zunächst kehrte aber nicht die gesamte Band auf die Bühne zurück, sondern nur vDiva und Gitarrist Von Marengo mit einer Akustikgitarre. Denn als nächstes gab es die Ballade „This Is Me“ zu hören.

Hier war der Text für vDiva so wichtig, dass er, um keinen Fehler zu machen, den Song im Sitzen vortrug, und zur Sicherheit den Text ablas. Dabei wirkte er sichtlich emotional. Eine tolle Performance. Doch dann durften Band und Fans noch ein letztes Mal richtig abgehen, denn als Rausschmeißer gab es noch den Hit „In Black We Trust“ zu hören, der begeistert mitgesungen wurde.

Eine fantastische Show, die die Band hoffentlich bald wiederholen wird.

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