Visions Of Atlantis München 2022

Visions Of Atlantis & Xandria – 21.09.2022 – Backstage München – Konzertbericht

Double Headliner-Touren sind schon eine interessante Sache. Einerseits bringen sie eine kürzere Spielzeit für beide Bands mit sich. Andererseits ermöglicht es den beteiligten Bands, in größeren Hallen zu spielen, als sie es alleine könnten. So war es auch bei der Tour der Symphonic Metal-Bands Visions of Atlantis und Xandria.

Obwohl Xandria technisch gesehen die größere Band sind, waren sie dennoch gerade erst in fast vollständiger Neubesetzung aus einer fünfjährigen Pause zurückgekehrt, und so machte es Sinn, sich mit Visions of Atlantis zusammenzuschließen, die sich bereits seit Jahren auf dem aufsteigenden Ast befinden. Doch heute sollte es ein wenig anders werden als geplant. Denn zuerst einmal wurde ohne Begründung das VIP-Meet and Greet abgesagt. Das war jedoch für die meisten Fans etwas positives, weil man so auch mit einem normalen Ticket in die erste Reihe konnte.

Ye Banished Privateers

Ye Banished Privateers – 21.09.2022 – Backstage München – Photo: © Metal Affair

Trotzdem war es zur Openerband Ye Banished Privateers noch relativ leer. Aber das mochte vielleicht daran liegen, dass die Musik der Schweden weder mit Symphonic Metal, noch mit Metal an sich irgendetwas zu tun hatte. Hier gab es mittelalterliche Piratenmusik zu hören. Und zwar sehr gute.

Die Band machte in ihren historischen Kostümen eine Menge Stimmung und auch die vielfältige Musik konnte vollständig zu überzeugen. Von den auf der Website gelisteten 22 Bandmitgliedern waren heute aber nicht alle anwesend, was auch gut war, denn sie hätten gar nicht auf die Bühne gepasst. Und mit verschiedensten Instrumenten wie Geigen, Bass-Ukulele, Akkordeon, verschiedenen gitarrenartigen Instrumenten, Percussion und vielen Sängerinnen und Sängern war die Band auch bereits üppig besetzt. 

Ständig wurden die Instrumente durchgetauscht und fast jeder durfte einmal singen. Spannend zu sehen, dass da alle Musiker trotzdem den Überblick behielten. Und egal ob schwungvolle Folk-Nummer oder emotionale Ballade, hier gab es wirklich alle Facetten der Piratenmusik zu hören. Hier wäre eine eigene Tour oder zumindest eine mit anderen vergleichbaren Bands bestimmt ein Sprungbrett für diese tolle Band!

Xandria

Xandria – 21.09.2022 – Backstage München – Photo: © Metal Affair

Doch nun war es auch schon an der Zeit für Xandria. Nachdem die neue Sängerin Ambre Vourhavis bei den zwei bereits veröffentlichten, neuen Songs nicht mal annähernd an ihre Vorgängerin herankommen konnte, war es spannend zu sehen, wie sie sich bei den alten Songs schlagen würde.

Mit dem neuen Song „You Will Never Be Our God“ ging es dann los und die Spannung verwandelte sich schnell in Enttäuschung. Denn der Gesang war gleich zu Beginn schon recht dünn, und nicht besonders tonsicher. Lediglich die Screams und Growls konnten überzeugen und neue Facetten zur Musik von Xandria hinzufügen. Der Eindruck setzte sich auch beim folgenden „Death to the Holy“ fort.

Doch bei der ersten Ansage wandelte sich die Enttäuschung schlagartig in Bewunderung um, als sich herausstellte, dass Ambre krank war, aber trotz anders lautendem Rat ihrer Bandmitglieder die Show auf keinen Fall absagen wollte. Mit diesem Wissen war ihre Performance natürlich völlig anders zu bewerten und es war auch klar, warum das Meet & Greet verständlicherweise abgesagt werden musste. 

Passend dazu nahm die Stimmung im Publikum beim neuen Song „Reborn“ schlagartig zu und einzelne Fans erkundigten sich immer wieder bei Amre, wie es ihr ging. Diese herzlichen Rückmeldungen gaben ihr offenbar Kraft und ihr Gesang verbesserte sich kurzzeitig deutlich, auch wenn man ihr anmerkte, wie schwer es ihr fiel, die Show durchzuziehen.

Weiter ging es mit dem Klassiker „Nightfall“. Doch der absolute Höhepunkt der Show war das sehr lange nicht gespielte „Save My Life“ vom Salome-Album. Hier war es deutlich zu hören, dass der Gesangsstil der damaligen Sängerin Lisa Middelhauve sehr viel besser zu Ambres Stimme passte, als der ihrer Nachfolgerinnen.

Mit dem noch unveröffentlichten, ziemlich harten „Ghosts“, gab es dann nochmal ihre Growls zu hören. Mit „Ravenheart“ war dann eigentlich Schluss. Doch die Fans wollten selbstverständlich mehr. Und so gab es als Zugabe noch einen weiteren Klassiker, nämlich „Valentine“ zu hören. Hier merkte man dann, dass von Ambres Stimme nicht mehr viel übrig war und sie wirklich alles für die Fans gegeben hatte. Hoffentlich bekommt sie nun ein wenig Zeit, um sich auszukurieren.

Visions Of Atlantis

Visions Of Atlantis – 21.09.2022 – Backstage München – Photo: © Metal Affair

Weiter ging es mit der zweiten Headliner-Band Visions of Atlantis. Passend zum neuen Album „Pirates“ war die Bühne authentisch mit Holzfässern und Krügen statt Trinkflaschen dekoriert. Los ging es dann direkt mit dem neuen Song „Master the Hurricane“. Sängerin Clémentine Delaunes betrat die Bühne mit einer schwarzen Kapuze im Gesicht, die sie aber bereits nach wenigen gesungenen Zeilen ablegte, als ihr Gesangskollege Michele Guaitoli die Bühne betrat. Sehr stimmungsvoll!

Gleich zu Beginn war der Gesang perfekt abgemischt und es war sofort klar, warum man sich diese Band unbedingt live anschauen sollte. Denn das Markenzeichen der Band, der zweistimmige Gesang kam so viel besser zur Geltung, weil anders als im Studio beide Stimmen gleichberechtigt nebeneinander existierten und Micheles Stimme nicht leiser gemischt war.

Als nächstes folgte der ältere Song „New Dawn“. Besonders viel Stimmung machte der neue Song „Clocks“. Generell fiel auf, dass die Setlist zum größten Teil aus neuen Songs (8/14) bestand, was aber nur ein wenig störte. Ein paar ältere Songs wie „Silent Mutiny“ oder „The Deep & the Dark“ gab es trotzdem zu hören. Aber besonders die neuen Songs (z.B. „In My World“ oder „Mercy“) wuden vom Publikum begeistert abgefeiert. Doch auch gelacht wurde bei den humorvollen Ansagen immer wieder, oder als Clémentine Micheles Piratenhut ungeplant ins Publikum warf.

Ein Höhepunkt war dann „Heroes of the Dawn“ vom letzten Album „Wanderers“, das den Fans gewidmet wurde. Aber auch die wunderschöne Ballade „Freedom“, deren Ohohoh-Teil vom Publikum noch lange nach dem Song weitergesungen wurde, kam besonders gut beim Publikum an.

Als dann der letze Song „Melancholy Angel“ angekündigt wurde, war das Ohhhhhhhh im Publikum etwas leise, sodass Gitarrist Christian Doucha ein erneutes Ohhhhh dirigieren musste. Das brachte Sängerin Clémentine so zum lachen, dass er es immer wieder machte, bis die Band mit dem Song begann. Anschließend verließen

Visions of Atlantis die Bühne. Doch auch hier hatte das Münchner Publikum noch nicht genug, und so kehrte die Band passend zum als nächstes gespuielten Song „Pirates Will Return“ auf die Bühne zurück. Auch Micheles Hut kehrte aus dem Publikum zu ihm zurück. Als allerletzte Zugabe gab es dann das extrem epische „Legion of the Seas“. Ein perfekter Abschluss für einen tollen Abend.

Hoffentlich kann man alle drei Bands des heutigen Abends bald wieder live sehen. Besonders bei Xandria wäre eine baldige eigene Headlinershow toll, um die Stimme der Sängerin in gesunden Zustand erleben zu können.

Bericht: Raphael

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